Freitag, 5. August 2011

Als Orthopäden noch Physiotherapeuten waren...

Als Orthopäden noch Physiotherapeuten waren, oder warum es Physiotherapeuten an Geschichtsbewusstsein mangelt - Verhältnis von Orthopädie und Physiotherapie in Schweden im 19. Jahrhundert


A. Ottosson


Universität Göteborg, Abteilung Geschichte, S-Göteborg



Zusammenfassung

Während des 19. Jahrhunderts waren die schwedischen Orthopäden eher Physiotherapeuten als Orthopäden. Dieser Artikel erklärt, warum das so war und dieses Kapitel der Geschichte der Orthopädie und der Physiotherapie in Vergessenheit geraten ist. Der Ausgangspunkt ist, dass die Geschichtsschreibung ein mächtiges Instrument darstellt und es als Folge von Konflikten zu „Gedächtnislücken” kommt, da immer die Sieger festlegen, was erinnerungswürdig ist und was nicht. In diesem Fall wollten die Orthopäden einerseits die bösartigen Auseinandersetzungen, die sie mit den männlichen Physiotherapeuten über die Interpretationshoheit im Bereich der mechanischen Medizin ausgetragen hatten, verheimlichen und vergessen, andererseits waren sie aber von der Physiotherapie abhängig, sowohl um ihren Lebensunterhalt zu sichern als auch um der Orthopädie den Status einer Wissenschaft zu verschaffen. Erst als aus den Orthopäden Chirurgen wurden, emanzipierten sie sich aus der Abhängigkeit von der Physiotherapie. Mit diesem neuen Profil konnten sie die Interpretationshoheit im Bereich der mechanischen Medizin für sich beanspruchen und eine neue Geschichte „schreiben”, mit der sich die Zukunft meistern ließ.

Quelle:
https://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/manuelletherapie/doi/10.1055/s-0028-1110035

Keine Kommentare: