Montag, 14. November 2011
Rückenschmerzen - Herr Grönemeyer, was hilft?
Volkskrankheit: Jeder zweite Deutsche hat Probleme mit dem Kreuz. Prof. Dietrich Grönemeyer, einer der bekanntesten Mediziner in Deutschland, beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.
Probleme mit dem Kreuz führen die Hitliste der Krankschreibungen an. 71,5 Millionen Arbeitstage fallen jährlich in Deutschland wegen Rückenschmerzen aus. Sie haben sich zur echten Volkskrankheit entwickelt.
Was sind die Ursachen dafür, dass es so weit kommen konnte?
Rückenschmerzen können natürlich verschiedene Ursachen haben. Aber bei den meisten Patienten liegt es am Bewegungsmangel. Dadurch verkümmern und verspannen sich die Muskeln, die die Wirbelsäule stützen und einen Großteil des Gewichts abfedern, das auf der Wirbelsäule lastet.
Es sind also nicht immer verschlissene Wirbel oder Bandscheiben?
Nein, die sind nur zum kleinen Teil für Rückenschmerzen verantwortlich. Bei den meisten Menschen verschleißen sie erst im Alter. Es gibt allerdings auch jüngere Patienten, die darunter leiden, aber diese bilden doch eher die Ausnahme. Schmerzursachen können auch eingeklemmte Nerven, verschobene Bandscheiben und einseitige Belastungen sein. Verrenkungen durch Unfälle und Stress kommen ebenfalls infrage.
Wie wirkt sich Stress auf den Rücken aus?
Wer unter Dauerbelastung steht, zieht instinktiv die Schultern hoch, das ist eine Abwehrhaltung. Die tun natürlich anschließend weh. Aber diese Körperhaltung bremst auch die Beweglichkeit des Brustkorbs. Die Drehbewegungen zwischen Hüfte und Schultern werden immer anstrengender, bis es richtig weh tut.
Was soll man tun, wenn der Rücken schmerzt? Ist es sinnvoll, sich erst mal zu schonen?
Nein, genau das Gegenteil ist richtig. Durch den Bewegungsmangel kommt es ja gerade zu Rückenschmerzen. Deshalb ist eine frühzeitige Mobilisierung das A und O, um die Schmerzen wieder loszuwerden. Das sollte man wissen: Auch unsere Bandscheiben brauchen Wasser und Nährstoffe. Bewegung, das heißt ein Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, verursacht Pumpbewegungen. Dabei saugen sich die Bandscheiben wie Schwämme voll. Außerdem kräftigt Bewegung die Muskeln am Rücken.
Reicht es denn, die Rückenmuskulatur durch Sport zu stärken?
Das ist schon mal ein guter Anfang. Aber auch die Bauchmuskeln sind wichtig, weil sie den Rumpf von vorn stützen.
Welche Sportarten tun dem Rücken gut?
Nordic Walking ist eine ideale Einsteigersportart für Rückenschmerz-Patienten, weil dabei alle Muskeln gefordert werden, von der Rücken- bis zur Bein- und Armmuskulatur. Die harmonischen Bewegungsabläufe lösen sogar Muskelverspannungen im Schulter- und Nackenbereich. Außerdem wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt.
Ist Schwimmen nicht besonders rückenfreundlich?
Es ist besonders schonend durch den Auftrieb im Wasser. Die Gelenke werden dabei nicht belastet. Deshalb tut es der Wirbelsäule gut. Gleichzeitig stärkt Schwimmen die Rückenmuskulatur.
Stimmt es, dass Rückenschwimmen gesünder als Brustschwimmen ist?
Beim Rückenschwimmen ist die Wirbelsäule weniger belastet. Beim Brustschwimmen wird oft die Halswirbelsäule überstreckt, weil man den Kopf über Wasser halten will. Bei Untrainierten hängt dann auch die Lendenwirbelsäule durch. Doch ich empfehle generell, einseitige Bewegungsmuster zu vermeiden. Deshalb sollte man ruhig zwischen Rücken- und Brustschwimmen wechseln oder zwischendurch einen anderen Sport betreiben.
Was ist mit Krafttraining?
Gezieltes Krafttraining sorgt für eine Balance zwischen den verschiedenen Muskelgruppen. Das verbessert die Körperhaltung. Damit kann man Rückenbeschwerden gut loswerden oder sogar verhindern. Vorsichtig müssen allerdings Patienten mit Bluthochdruck und Herzinfarktgefährdete sein.
Wie kann man im Alltagsleben Rückenschmerzen vorbeugen?
Am besten durch eine gute Körperhaltung und das Vermeiden einseitiger Belastungen. Wer z. B. den ganzen Tag in ein und derselben Position am Schreibtisch sitzt, muss sich nicht wundern, wenn der Rücken weh tut.
Sollte man immer gerade sitzen?
Nein, es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass eine bequeme Sitzhaltung und häufiges Wechseln der SitzSitzposition am besten für den Rücken sind. Am wenigsten Druck lastet auf dem Rücken, wenn man den Oberkörper zurücklehnt. Wer dagegen kerzengerade sitzt, belastet die Wirbelsäule unnötig.
Sitzen empfinden die meisten bequemer als Stehen. Ist es deshalb für den Rücken weniger belastend?
Das Gegenteil ist der Fall. Beim geraden Stehen lastet ein Gewicht von 100 Kilo auf den Bandscheiben, beim vorgebeugten Sitzen sind es 170 Kilo. Zwar empfinden die meisten Sitzen im Vergleich zum Stehen als wohltuend, doch den Bandscheiben tut es nicht gut. Generell sollte man immer wieder zwischen beiden Positionen wechseln.
Wie sieht’s beim Schlafen aus? Harte Matratzen gelten als besonders gut für den Rücken. Stimmt das?
Rund 50 Mal verändert der Mensch im Schlaf seine Körperhaltung und entlastet damit den Rücken. Ein gutes Bett unterstützt dieses natürliche Verhalten. Die Matratze darf also keinesfalls zu hart sein. Sie muss an Schulter und Hüfte einsinken, damit die Wirbelsäule eine gerade Linie bildet, wenn man auf der Seite liegt. Sie darf aber auch nicht weich sein, sonst verharrt der Körper zu lange in einer Position.
Welche Matratze ist optimal?
Geeignet sind punktelastische Matratzen aus Schaumstoff oder Latex. Gut sind auch Taschenfederkernmatratzen und solche, die je nach Liegezone unterschiedlich hart sind. Ein guter Lattenrost muss in den einzelnen Liegezonen verstellbare Leisten haben, um die Wirbelsäule richtig stützen zu können.
Stimmt es, dass Kälte im Winter den Rücken anfälliger macht?
Nur bedingt. Klar ist, dass Kälte die Muskulatur verhärtet. Wer Sport treibt, sollte sich deshalb vorher aufwärmen. Aber schlimmer ist der Bewegungsmangel im Winter. Bei nasskaltem Wetter legt man auch kürzere Strecken lieber mit dem Auto zurück als zu Fuß oder mit dem Rad. Wenn’s draußen ungemütlich ist, geht man nicht gern raus an die frische Luft, verbringt die Freizeit lieber gemütlich auf der Couch. Das schadet dem Rücken am meisten.
Manchmal schießt der Schmerz von einem Moment auf den nächsten ins Kreuz. Ist das ein Bandscheibenvorfall?
Bei dem akuten plötzlich einschießenden Schmerz im Lendenwirbelbereich handelt es sich meistens um einen Hexenschuss. Durch falsches Heben oder eine Drehbewegung verhärtet sich blitzschnell die Muskulatur. Auch Blockaden in den Wirbelgelenken kommen als Auslöser infrage. Das kann so weh tun, dass man sich nicht mehr aufrichten kann. Deshalb halten das viele für einen Bandscheibenvorfall.
Was hilft bei Hexenschuss?
Gegen die Verspannungen hilft Wärme, gegen die Schmerzen gängige Schmerzmittel. Sinnvoll ist ergänzend auch Krankengymnastik.
Bei manchen ist es aber doch die Bandscheibe. Muss ein Vorfall immer operiert werden?
Nein, in den meisten Fällen lässt sich eine Operation vermeiden. Sie ist generell nur selten sinnvoll, beispielsweise wenn eine Lähmung droht. Im akuten Stadium hilft Kälte, sind die Schmerzen schon chronisch, tut Wärme gut. Schmerz lindernd wirken außerdem Spritzen mit einem lokalen Betäubungsmittel sowie Schmerzmittel und Akupunktur. Zur Rehabilitation ist auch bei eine Bandscheibenvorfall Krankengymnastik wichtig.
Wie erkennt der Arzt einen Bandscheibenvorfall?
Man macht am besten eine Kernspintomografie. Die liefert schärfere Bilder als eine Röntgenaufnahme.
Quelle: http://www.superillu.de/ratgeber/Rueckenschmerzen_578117.html
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Probleme mit dem Kreuz führen die Hitliste der Krankschreibungen an. 71,5 Millionen Arbeitstage fallen jährlich in Deutschland wegen Rückenschmerzen aus. Sie haben sich zur echten Volkskrankheit entwickelt.
Was sind die Ursachen dafür, dass es so weit kommen konnte?
Rückenschmerzen können natürlich verschiedene Ursachen haben. Aber bei den meisten Patienten liegt es am Bewegungsmangel. Dadurch verkümmern und verspannen sich die Muskeln, die die Wirbelsäule stützen und einen Großteil des Gewichts abfedern, das auf der Wirbelsäule lastet.
Es sind also nicht immer verschlissene Wirbel oder Bandscheiben?
Nein, die sind nur zum kleinen Teil für Rückenschmerzen verantwortlich. Bei den meisten Menschen verschleißen sie erst im Alter. Es gibt allerdings auch jüngere Patienten, die darunter leiden, aber diese bilden doch eher die Ausnahme. Schmerzursachen können auch eingeklemmte Nerven, verschobene Bandscheiben und einseitige Belastungen sein. Verrenkungen durch Unfälle und Stress kommen ebenfalls infrage.
Wie wirkt sich Stress auf den Rücken aus?
Wer unter Dauerbelastung steht, zieht instinktiv die Schultern hoch, das ist eine Abwehrhaltung. Die tun natürlich anschließend weh. Aber diese Körperhaltung bremst auch die Beweglichkeit des Brustkorbs. Die Drehbewegungen zwischen Hüfte und Schultern werden immer anstrengender, bis es richtig weh tut.
Was soll man tun, wenn der Rücken schmerzt? Ist es sinnvoll, sich erst mal zu schonen?
Nein, genau das Gegenteil ist richtig. Durch den Bewegungsmangel kommt es ja gerade zu Rückenschmerzen. Deshalb ist eine frühzeitige Mobilisierung das A und O, um die Schmerzen wieder loszuwerden. Das sollte man wissen: Auch unsere Bandscheiben brauchen Wasser und Nährstoffe. Bewegung, das heißt ein Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, verursacht Pumpbewegungen. Dabei saugen sich die Bandscheiben wie Schwämme voll. Außerdem kräftigt Bewegung die Muskeln am Rücken.
Reicht es denn, die Rückenmuskulatur durch Sport zu stärken?
Das ist schon mal ein guter Anfang. Aber auch die Bauchmuskeln sind wichtig, weil sie den Rumpf von vorn stützen.
Welche Sportarten tun dem Rücken gut?
Nordic Walking ist eine ideale Einsteigersportart für Rückenschmerz-Patienten, weil dabei alle Muskeln gefordert werden, von der Rücken- bis zur Bein- und Armmuskulatur. Die harmonischen Bewegungsabläufe lösen sogar Muskelverspannungen im Schulter- und Nackenbereich. Außerdem wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt.
Ist Schwimmen nicht besonders rückenfreundlich?
Es ist besonders schonend durch den Auftrieb im Wasser. Die Gelenke werden dabei nicht belastet. Deshalb tut es der Wirbelsäule gut. Gleichzeitig stärkt Schwimmen die Rückenmuskulatur.
Stimmt es, dass Rückenschwimmen gesünder als Brustschwimmen ist?
Beim Rückenschwimmen ist die Wirbelsäule weniger belastet. Beim Brustschwimmen wird oft die Halswirbelsäule überstreckt, weil man den Kopf über Wasser halten will. Bei Untrainierten hängt dann auch die Lendenwirbelsäule durch. Doch ich empfehle generell, einseitige Bewegungsmuster zu vermeiden. Deshalb sollte man ruhig zwischen Rücken- und Brustschwimmen wechseln oder zwischendurch einen anderen Sport betreiben.
Was ist mit Krafttraining?
Gezieltes Krafttraining sorgt für eine Balance zwischen den verschiedenen Muskelgruppen. Das verbessert die Körperhaltung. Damit kann man Rückenbeschwerden gut loswerden oder sogar verhindern. Vorsichtig müssen allerdings Patienten mit Bluthochdruck und Herzinfarktgefährdete sein.
Wie kann man im Alltagsleben Rückenschmerzen vorbeugen?
Am besten durch eine gute Körperhaltung und das Vermeiden einseitiger Belastungen. Wer z. B. den ganzen Tag in ein und derselben Position am Schreibtisch sitzt, muss sich nicht wundern, wenn der Rücken weh tut.
Sollte man immer gerade sitzen?
Nein, es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass eine bequeme Sitzhaltung und häufiges Wechseln der SitzSitzposition am besten für den Rücken sind. Am wenigsten Druck lastet auf dem Rücken, wenn man den Oberkörper zurücklehnt. Wer dagegen kerzengerade sitzt, belastet die Wirbelsäule unnötig.
Sitzen empfinden die meisten bequemer als Stehen. Ist es deshalb für den Rücken weniger belastend?
Das Gegenteil ist der Fall. Beim geraden Stehen lastet ein Gewicht von 100 Kilo auf den Bandscheiben, beim vorgebeugten Sitzen sind es 170 Kilo. Zwar empfinden die meisten Sitzen im Vergleich zum Stehen als wohltuend, doch den Bandscheiben tut es nicht gut. Generell sollte man immer wieder zwischen beiden Positionen wechseln.
Wie sieht’s beim Schlafen aus? Harte Matratzen gelten als besonders gut für den Rücken. Stimmt das?
Rund 50 Mal verändert der Mensch im Schlaf seine Körperhaltung und entlastet damit den Rücken. Ein gutes Bett unterstützt dieses natürliche Verhalten. Die Matratze darf also keinesfalls zu hart sein. Sie muss an Schulter und Hüfte einsinken, damit die Wirbelsäule eine gerade Linie bildet, wenn man auf der Seite liegt. Sie darf aber auch nicht weich sein, sonst verharrt der Körper zu lange in einer Position.
Welche Matratze ist optimal?
Geeignet sind punktelastische Matratzen aus Schaumstoff oder Latex. Gut sind auch Taschenfederkernmatratzen und solche, die je nach Liegezone unterschiedlich hart sind. Ein guter Lattenrost muss in den einzelnen Liegezonen verstellbare Leisten haben, um die Wirbelsäule richtig stützen zu können.
Stimmt es, dass Kälte im Winter den Rücken anfälliger macht?
Nur bedingt. Klar ist, dass Kälte die Muskulatur verhärtet. Wer Sport treibt, sollte sich deshalb vorher aufwärmen. Aber schlimmer ist der Bewegungsmangel im Winter. Bei nasskaltem Wetter legt man auch kürzere Strecken lieber mit dem Auto zurück als zu Fuß oder mit dem Rad. Wenn’s draußen ungemütlich ist, geht man nicht gern raus an die frische Luft, verbringt die Freizeit lieber gemütlich auf der Couch. Das schadet dem Rücken am meisten.
Manchmal schießt der Schmerz von einem Moment auf den nächsten ins Kreuz. Ist das ein Bandscheibenvorfall?
Bei dem akuten plötzlich einschießenden Schmerz im Lendenwirbelbereich handelt es sich meistens um einen Hexenschuss. Durch falsches Heben oder eine Drehbewegung verhärtet sich blitzschnell die Muskulatur. Auch Blockaden in den Wirbelgelenken kommen als Auslöser infrage. Das kann so weh tun, dass man sich nicht mehr aufrichten kann. Deshalb halten das viele für einen Bandscheibenvorfall.
Was hilft bei Hexenschuss?
Gegen die Verspannungen hilft Wärme, gegen die Schmerzen gängige Schmerzmittel. Sinnvoll ist ergänzend auch Krankengymnastik.
Bei manchen ist es aber doch die Bandscheibe. Muss ein Vorfall immer operiert werden?
Nein, in den meisten Fällen lässt sich eine Operation vermeiden. Sie ist generell nur selten sinnvoll, beispielsweise wenn eine Lähmung droht. Im akuten Stadium hilft Kälte, sind die Schmerzen schon chronisch, tut Wärme gut. Schmerz lindernd wirken außerdem Spritzen mit einem lokalen Betäubungsmittel sowie Schmerzmittel und Akupunktur. Zur Rehabilitation ist auch bei eine Bandscheibenvorfall Krankengymnastik wichtig.
Wie erkennt der Arzt einen Bandscheibenvorfall?
Man macht am besten eine Kernspintomografie. Die liefert schärfere Bilder als eine Röntgenaufnahme.
Quelle: http://www.superillu.de/ratgeber/Rueckenschmerzen_578117.html
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