Donnerstag, 22. Oktober 2009

Physiotherapie lindert patellofemorales Schmerzsyndrom

Rotterdam – Patienten mit patellofemoralem Schmerzsyndrom wird gewöhnlich zur Schonung des Kniegelenks geraten. In einer randomisierten klinischen Studie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2009; 339: b4074) wurden indes unter einer Physiotherapie bessere Ergebnisse erzielt.

Genaue Zahlen zur Häufigkeit des patellofemoralen Schmerzsyndroms gibt es zwar nicht. Die Erkrankung, über der vor allem jüngere sportlich aktive Menschen klagen, ist jedoch ein häufiger Grund für Arztbesuche, schreibt Robbart van Linschoten von der Erasmus Universität in Rotterdam. In sportmedizinischen Praxen würden bis zu einem Viertel aller Laufverletzungen auf diese Erkrankung entfallen, wobei Frauen häufiger betroffen seien als Männer. Ob sich dahinter immer eine Chondropathia patellae, also ein defekter Knorpel der Kniescheibe verbirgt, ist unklar. Die allgemeine Empfehlung geht jedoch dahin, das Knie möglichst zu schonen und zu hoffen, dass sich die Knieschmerzen von selbst bessern. Sportlern wird geraten auf Trainingsmethoden, die das Knie „einseitig“ belasten zu verzichten.

Ein anderer Ansatz geht dahin, die Oberschenkelmuskulatur und hier vor allem den Quadrizeps, in dessen Sehne die Patella ja integriert ist, zu stärken. Sportmediziner wie van Linschoten raten, das Training unter Aufsicht von Physiotherapeuten durchzuführen. In der Studie trainierten die Patienten nach einem allgemeinen Aufwärmen zunächst auf einem Fahrradergometer. Danach folgten statische und dynamische Übungen für Quadrizeps, Adduktor und die gluteale Muskulatur.
Das Programm beinhaltete auch ein Gleichgewichtstraining und Flexibilitätsübungen für die Oberschenkelmuskulatur. Unter der Aufsicht eines Physiotherapeuten wurden die Übungen langsam unter Vermeidung von Schmerzreaktionen gesteigert. Neben den neun Sitzungen in sechs Wochen wurden die Patienten angeleitet, zuhause täglich 25 Minuten zu trainieren.An der Studie beteiligten sich 131 Patienten im Alter von 14 bis 40 Jahren.

Am Ende war die aktive Physiotherapie der abwartenden Haltung (“wait and see”) überlegen.
Die Patienten berichteten über signifikant weniger Schmerzen in Ruhe und bei Bewegung, und auch die Funktion des Kniegelenks (Kujala-Score) hatte sich gebessert.

Auch nach 12 Monaten hatten die aktiv trainierten Patienten weniger Schmerzen, während die Unterschiede in der Kniefunktion nicht mehr signifikant waren. Dies mag daran gelegen haben, dass auch die “wait and see”-Strategie häufig ihr Ziel erreicht: Unter ihr hatten sich nach 3 Monaten 35 Prozent und nach 12 Monaten 51 Prozent der Patienten vom patellofemoralen Schmerzsyndrom erholt.
Diese Rate konnte unter der Ergotherapie auf 42 Prozent und auf 62 Prozent gesteigert werden. Die Unterschiede waren jedoch nicht signifikant. Das patellofemorale Schmerzsyndrom hat insgesamt eine gute Prognose, was gegen eine ernsthafte Schädigung des Knorpels spricht, der weder regenierbar ist noch sich von Verletzungen erholt.
© rme/aerzteblatt.de

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