Mittwoch, 23. September 2009

Selbsterfüllende Prophezeiung?!

Gerade gestern habe ich über die Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen berichtet. Ich habe großes Verständnis dafür, wenn Patienten nachfragen und sich manchmal wundern warum wir uns so pingelig haben. Sei es mit Daten, Therapien und Behandlungspausen.
Gar kein Verständnis habe ich für folgenden Fall, der heute tatsächlich so passiert ist:

Eine junge Frau betritt unsere Praxis und fragt, ob wir auch Massage machen.
Klar machen wir das.
Sie habe ein Kassenrezept für Krankengymnastik, sie will aber massiert werden.
Meine Antwort: Wenn der Arzt KG verordnet, dann können wir nicht einfach Massage durchführen. Das käme jetzt auf die Diagnose und die Beschwerden an.
Die junge Frau: Wissen Sie, ich bin selbst Physiotherapeutin. Die Übungen kann ich alleine.
Ok, grundsätzlich beinhaltet die Position KG auch die erforderliche Massage. Also bin ich bereit der Kollegin Termine zu geben.
Die junge Frau weiter: machen Sie auch Doppelbehandlungen?
Klar machen wir auch Doppelbehandlungen, natürlich nur, wenn der Arzt das verordnet.
Die junge Frau: Das könne man doch auch so machen. Schließlich verreise sie demnächst und hat dann keine Zeit mehr.
Ich erkläre ihr, dass sie eine Heilittelverordnung über 6xKG, 2x/Wo habe. Das bedeutet, zwei Termine pro Woche, 15-25 Minuten lang.
Die junge Frau: Möchte aber 2/Wo einen Doppeltermin! Also vier Massagen in der Woche.
Da muss ich mit dem Kopf schütteln. Das geht nun wirlich nicht.
Die junge Frau: Ich weiß, was man darf und was nicht. Unter Kollegen könne man ja mal mit dem Datum schummeln.
Wir machen das nicht. Wir fahren klare Linie.
Die junge Frau: Nimmt ihr Rezept. Dann such ich mir eben eine andere Praxis!

Soweit. So schlecht.
Mein Problem ist nicht die angebliche Kollegin, die offensichtlich auch schon mal geschummelt haben könnte.
Mein Problem ist die andere Praxis, wo sie vielleicht mit ihren Vorstellungen unterkommen könnte.

Fazit:
Eine junge Physiotherapeutin will sich eine Leistung auf Kosten der gesetzlichen Kostenträger erschummeln. Wenn diese eine Praxis findet, die das mitmacht, dann wären es schon zwei Physiotherapeuten.
Kollegen, macht euch bewusst was das für unseren Berufsstand bedeutet!

Aber zum Glück sind das seltene Ausnahmen, die es auch in den besten Familien zu finden gibt...

1 Kommentar:

Kreatives Häuschen hat gesagt…

Hallo Ramona,
ich finde Dein Handeln in dem Fall richtig. Wenn sie die Übungen selbst machen kann, dann wäre ja die ganze Verordnung gar nicht nötig. Auch wenn es nur 'Kleinigkeiten' sind, in der Summe läppert es sich doch ganz gewaltig, gerade in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Liebe Grüße,
Sabine