Samstag, 12. September 2009

Der Alltag bei Schlaganfall, Ergotherapie hilft

Anziehen, Einkaufen, Baden, Waschen, Zähne, - diese basalen Tätigkeiten müssen viele Schlaganfall-Patienten Schritt für Schritt wieder einstudieren. Oft sind sie körperlich so beeinträchtigt, dass es ihnen schwer fällt, den Pullover über den Kopf und die Hose hoch zu ziehen. Auch die Handlungsplanung bereitet meistens Schwierigkeiten. Das bedeutet: Die Patienten wissen z. B. oft nicht mehr, ob sie zuerst das Unterhemd oder den Pullover anziehen sollen oder an welchem Ende sie die Hose halten müssen.
Praktisches Training: Kaffee kochen, Einkaufen und KochenErgotherapeuten bieten Schlaganfall-Patienten Unterstützung bei diesen Alltagsproblemen, proben mit ihnen z. B. in einer Übungsküche das Kaffee kochen: "Den Kaffee aus dem Schrank holen, die Dose öffnen, das Wasser in die Kanne laufen lassen und in den Wasserbehälter der Kaffeemaschine kippen - alle diese Handlungsschritte trainiert der Patient", sagt Jacqueline Merkert, leitende Ergotherapeutin am Evangelischen Geriatriezentrum Berlin (EGZB). In manchen Fällen führt der Ergotherapeut die Handlung des Patienten richtiggehend: Beim Schreibtraining kann es vorkommen, dass er sich hinter den Patienten stellt und die Aufmerksamkeit durch engen Körperkontakt und Berührung des Handrückens auf die Handlung lenkt. Dieses intensive Lenken eignet sich besonders, wenn der Patient unter einem Neglect leidet. Die Handlungsplanung lässt sich besonders gut beim Kochen trainieren: Der Patient muss zunächst die Zutaten notieren, anschließend geht er zusammen mit dem Ergotherapeuten in einen Supermarkt, um die Einkaufsliste abzuarbeiten. Danach wird gekocht, was - das merken auch Gesunde - extrem viel Konzentration, Handlungsplanung und Zeitmanagement erfordert.
Ergotherapeuten kennen Tricks bei Gedächtnisschwäche.
Zu den Aufgaben der Ergotherapeuten gehört außerdem, Hilfsmittel auszuwählen und den Patienten sowie die Angehörigen mit ein Rollator, Badewannenlifter und Ähnlichem vertraut zu machen. Schließlich bleiben Hilfsmittel oft ungenutzt - werden schlimmstenfalls sogar zu einer Gefahr -, wenn die Familie sie nicht richtig zu nutzen weiß. "Manchmal raten wir auch zu unkonventionellen Hilfsmitteln - etwa zu einer Grillzange, die sich als Greifzange verwenden lässt", sagt Merkert. Überhaupt sind Ergotherapeuten Experten für alle Alltagsfragen: Wenn etwa ein Patient im Supermarkt nie seinen Einkaufswagen wiederfindet, empfehlen sie ihm z. B., seinen Schal an die Lenkstange zu hängen.

2 Kommentare:

Kreatives Häuschen hat gesagt…

Liebe Ramona,
danke für diese Aufstellung. Wenn in meinem Umfeld mal wieder der Sinn von Ergotherapie angezweifelt wird, werde ich darauf verweisen.
Liebe Grüße,
Sabine

Ramona Völlkopf hat gesagt…

Freue mich immer, wenn ich etwas beitragen kann. Danke für einen Kommentar!
Liebe Grüße,
Ramona